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Der Utilitarismus

 

Jeremy Bentham (1748-1832)

Utilitaristische Auffassungen spielten bereits in Humes Ethik eine wichtige Rolle, doch erst im 19.Jahrhundert wurden sie zu einem geschlossenen ethischen System ausgebaut, vor allem von Jeremy Bentham und James Mill (1773-1836), die 'gut' mit 'nützlich' identifizierten und als nützlich betrachteten, was ein Höchstmaß an Glück erzeugt. Als Ziel des Handelns gilt dieser Ansicht nach 'das größte Glück für die größte Zahl [von Menschen]' Bentham, auf den diese Formel zurückgeht, beanspruchte keine Originalität, sondern wollte sich publizistisch für eine Auffassung einsetzen, die er für die natürliche hielt. In seiner "Einführung in die Prinzipien der Moral und der Gesetzgebung" charakterisierte er das Nützlichkeitsprinzip als 'jenes Prinzip, das das größte Glück aller, deren Interesse in Frage steht, als das richtige und eigentliche Ziel allen menschlichen Handelns bestimmt'. Daß der Nutzen aller Tugend zugrunde liegt und daß sich unsere Wertungen letzten Endes an Lust und Unlust orientieren, hielt Bentham für evident. Die Möglichkeit einer anderen Moral, etwa auf der Grundlage der Pflicht oder des Vollkommenheitsideals, zog er überhaupt nicht in Betracht.

Persönlich und philosophisch stand er James Mill nahe, der wie Bentham kein professioneller Philosoph war, aber genauer als dieser die psychologischen Voraussetzungen der Lustlehre untersuchte. Er war überzeugt, daß die Menschen nicht schon wegen der Erwartung vorteilhafter Folgen moralisch handeln, sondern daß es nötig sei, sie durch Lob und Tadel, durch Lohn und Strafe zum moralischen Handeln zu motivieren. Die Rolle moralischer Gefühle ist anzuerkennen, obwohl sie nicht angeboren, sondern erworben bzw. anerzogen sind.

 

John Stuart Mill (1806-1873)

John Stuart Mill dachte insofern differenzierter als sein Vater und Bentham, als er das Glück nicht mehr als direkt anzustrebendes Ziel betrachtete, sondern meinte, daß man sich bestimmte Zwecke setzen müsse und nur in deren Verwirklichung das Glück erreichen könne. Außerdem hielt er es für nötig, zwischen niederen und höheren Formen der Befriedigung zu unterscheiden und nach Gerechtigkeit (im Sinne angemessener Güterverteilung) zu streben. Das Quantum an Gütern innerhalb einer Gemeinschaft kann nicht den alleinigen Maßstab der Bewertung bilden, denn wenn die gesamte Gütermenge einigen wenigen oder im Grenzfall einem einzigen zufiele, während alle anderen leer ausgingen, wäre das nicht zu billigen; es kommt darauf an, möglichst viele an den Gütern teilhaben zu lassen. Umgekehrt ist die Forderung nach gleicher Verteilung der Güter abzulehnen, weil sie den Unterschied der Leistung außer acht läßt. Die moralische Bewertung orientiert sich aber nicht nur an den Gesichtspunkten des Nutzens und der Gerechtigkeit, da auch die Ideen der Freiheit, des Fortschritts, der Aktivität und der Selbstachtung in die moralische Bewertung eingehen.

Mill meinte, die Gültigkeit des utilitaristischen Prinzips beweisen zu können. Er ging von der Tatsache aus, daß die Menschen den Wunsch nach Glück haben, und argumentierte, daß, was gewünscht wird, wünschbar sein muß– so wie das, was gesehen wird, sichtbar sein muß. Da er 'wünschbar' mit 'wünschenswert' identifizierte, meinte er folgern zu können, daß das Glück an sich wünschenswert und daher alles zu billigen sei, was dem Glück diene. Der fragwürdige Übergang von 'wünschbar' zu 'wünschenswert' wird im Englischen dadurch erleichtert, daß für beides desirable steht. Tatsächlich muß aber zwischen dem, was gewünscht werden kann, und dem was gewünscht werden soll, genau unterschieden werden.

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