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Ethik - Die Frage nach dem Guten

 

Moral und Ethik - Begriffsklärung
Die beiden Begriffe 'Moral' und 'Ethik' werden nicht immer unterschieden. Es ist jedoch zweckmäßig eine solche Unterscheidung zu treffen. 'Ethik' soll deshalb im folgenden gleichgesetzt werden mit 'Moralphilosophie'. Während die Moral Handlungen, Verhaltensweisen etc. zum Gegenstand hat ("Martin Luther King war ein guter Mensch.", "Abtreibung ist Mord."), befaßt sich die Ethik mit moralischen Urteilen. Dabei versucht die normative Ethik die sittlichen Gebote und Verbote und die sittlichen Werturteile in einen systematischen Zusammenhang zu bringen, der durch ein höchstes Gebot, evtl. auch mehrere solcher Gebote konstituiert wird. Sie stellt Normen auf und ist deshalb präskriptiv. Die Metaethik dagegen bleibt inhaltlich neutral und untersucht die Sprache der moralischen Urteile und versucht die Frage zu klären, wie man sittliche Urteile rechtfertigen kann. Ihr Charakter ist deskriptiv. Die Grenzen der drei Bereiche sind jedoch häufig fließend.

  • Wozu Moral?
  • Was ist nötig, damit die Moral ihre Funktion erfüllen kann?
  • Wie lassen sich moralische Urteile ("Versprechen muß man halten.") von anderen Bereichen wie Recht, Konvention, Mode oder Etikette unterscheiden, d.h. was sind die Kennzeichen moralischer Urteile?

Normative Ethik
In der normativen Ethik lassen sich, je nach dem, was als höchstes Gebot oder Prinzip angesehen wird, vier Positionen unterscheiden: 1) Theologische Theorien der Ethik, 2) utilitaristische Theorien der Ethik, 3) deontologische Theorien der Ethik, 4) der ethische Egoismus.

 

Theologische Theorien der Ethik
Unter die theologische Ethik fallen alle jene Theorien einer normativen Ethik, die die moralische Qualität menschlichen Handelns auf ihre Entsprechung bzw. Nichtentsprechung dem Willen Gottes gegenüber gründen. Die theologische Ethik beruft sich bei der Beantwortung der Frage nach dem Moralprinzip und dessen Rechtfertigungsmöglichkeiten auf die gesetzgebende Autorität des göttlichen Willens, dem alle endlichen, geschaffenen Wesen zu absolutem Gehorsam verpflichtet sind. Die Frage nach der Erkennbarkeit dieses Willens wird im allgemeinen schöpfungs-theologisch durch den Verweis auf normativ ausgezeichnete Ordnungen, die in der Welt ersichtlich und als Ausdruck des Schöpferwillens interpretierbar sind, und/oder durch den Glauben an direkte Offenbarung Gottes in bestimmten Personen oder Institutionen beantwortet.

Vertreter einer theologischen Ethik
: alttestamentliche Autoren, Duns Scotus (1266-1308), Wilhelm von Occham (1285-1349), Luther

  • Welche Probleme werfen theologische Theorien der Ethik auf?
  • Platon stellt in seinem Dialog "Euthyphron" folgende Frage: "Ist etwas deshalb moralisch richtig, weil es Gott geboten hat; oder hat es Gott geboten, weil es moralisch richtig ist?" Für welche Alternative muß sich jemand entscheiden, der den Willen Gottes ernsthaft zum letzten, einzigen Kriterium des moralisch Richtigen erklärt?

 

Der Utilitarismus
Kennzeichnend für utilitaristische Theorien ist, daß sie Handlungen nicht aus sich heraus, sondern von ihren Folgen her beurteilen. Kriterium für die moralische Qualität einer Handlung ist ihr Nutzen, d.h. die Frage, ob sie das Glück aller Menschen optimal fördert.
Ganz allgemein lassen sich zwei utilitaristische Theorien unterscheiden:

Der Akt-Utilitarismus
Unter der Voraussetzung, daß dem Handelnden die Wahl zwischen verschiedenen Handlungen (oder Unterlassungen) offensteht, ist nach dieser Theorie die richtige Verhaltensweise jene, die das größtmögliche Glück nicht einfach nur für den Handelnden selbst, sondern für alle von der Handlung in irgendeiner Weise Betroffenen hervorbringt. Die größtmögliche Summe an Glück oder 'Nützlichkeit' wird als Kriterium für die richtige Handlungsweise herangezogen.

  • Welches grundlegende praktische Problem wirft der Akt-Utilitarismus auf?

Der Regel-Utilitarismus
Der Regel-Utilitarismus unterscheidet sich vom Akt-Utilitarismus darin, daß er das allgemeine Wohl nicht unmittelbar, sondern nur mittelbar mit Hilfe eines zweistufigen Verfahrens zum Kriterium des richtigen Handelns macht. Maßstab der Regeln ist die Nützlichkeit, Maßstab des Handelns sind die Regeln. Um herauszufinden, ob eine Einzelhandlung richtig oder falsch ist, muß ihre 'Tendenz' festgestellt werden, d.h. es muß gefragt werden, welche Auswirkungen auf das allgemeine Wohl zu erwarten sind, wenn Handlungen der betreffenden Art allgemein getan und nicht unterlassen würden.

Vertreter einer utilitaristischen Ethik: Jeremy Bentham (1748-1832), John Stuart Mill (1806-1873), Henry Sidgewick (1838-1900), George Edward Moore (1873-1958), J.J.C. Smart (*1920), H.L.A. Hart (*1907)

  • Welche allgemeinen Probleme werfen utilitaristische Theorien auf?

 

Deontologische Theorien
Kennzeichen deontologischer Theorien der Ethik ist, daß sie– im Gegensatz zu teleologischen Theorien– die moralische Richtigkeit von Handlungen nicht ausschließlich danach bemessen, ob und in welchem Umfang die Handlung Güter wie Glück, Lust, Erkenntnis usw. realisiert oder zu realisieren verspricht, sondern auch oder ausschließlich danach, ob die Handlung von einer bestimmten inneren Beschaffenheit ist, eine Handlung bestimmten Typs ist. Moralische Normen wie die, ein Versprechen zu halten, keine Unwahrheit zu sagen oder seine Schulden zurückzuzahlen, sind für eine deontologischen Ethik in sich selbst, ungeachtet der jeweiligen Folgen der vorgeschriebenen Handlungsweise, gültig und büßen auch in solchen Fällen nichts von ihrer Verbindlichkeit ein, in denen die Konsequenzen ihrer Befolgung in irgendeinem Sinne schlechter sind als die ihrer Nichtbefolgung. Die deontologische Ethik ist jedoch der teleologischen nicht diametral entgegengesetzt. Vielmehr enthalten alle bekannten deontologischen Theorien ausdrücklich oder unausdrücklich teleologische und utilitaristische Elemente. Der grundlegende Unterschied besteht darin, daß der Regelutilitarismus die Verbindlichkeit einer jeden Regel allein an der gesellschaftlichen Nützlichkeit der Regelbefolgung orientiert, während deontologisch verstandene Pflichtprinzipien beanspruchen, in sich selbst verbindlich zu sein.
Analog zum Utilitarismus unterscheidet man auch hier zwischen handlungs-deontologischen und regel-deontologischen Theorien. Was die Erkenntnis der moralischen Prinzipien anbelangt, berufen sich Deontologen auf die "Intuition" oder den "Akt der Entscheidung" (Existenzialismus).

Vertreter einer deontologischen Ethik: Adam Smith (1723-1790), Immanuel Kant (1724-1804), David Ross (1877-1971)

  • Welches grundlegende Problem werfen deontologische Theorien der Ethik auf?

 

Der ethische Egoismus
Der Egoismus als Ethik der Selbstliebe hat etwas Paradoxes an sich. Doch das Argument das für ihn spricht, ist durchaus zwingend. Vertreter des Egoismus argumentieren, daß jeder, der uneigennützig zu handeln meint, sich notwendig täuschen muß: Auch die uneigennützigsten Interessen sind Interessen; daß ich ein bestimmtes Interesse habe, heißt aber, daß ich daran interessiert bin, dieses Interesse befriedigt zu sehen; indem mir aber an der Befriedigung meines Interesses gelegen ist, ist mir auch an meiner eigenen Befriedigung gelegen; also sind alle und auch meine scheinbar uneigennützigen Interessen im Grunde eigennützig.
Der Egoismus wird jedoch im allgemeinen nicht als moralischer Standpunkt angesehen, sondern als Grenze der Ethik.

Vertreter egoistischer Theorien: Thomas Hobbes (1588-1679), Max Stirner (1806-1856)

  • Warum kann man den ethischen Egoismus als 'Grenze der Ethik' ansehen?

Moderne Theorien der Ethik sind in der Regel Mischformen utilitaristischer und deontologischer Theorien (z.B. J.L. Mackie, W.K. Frankena)

 

Literatur:

  • Birnbacher,D./Hoerster,N. (Hrsg.): Texte zur Ethik (dtv)
  • Frankena, W.K.: Analytische Ethik (dtv)
  • Mackie, J.L.: Ethik. Auf der Suche nach dem Richtigen und Falschen. (reclam)

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