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Was ist Philosophie?

"Was Philosophie sei und was sie wert sei, ist umstritten. Man erwartet von ihr außerordentliche Aufschlüsse oder läßt sie als gegenstandsloses Denken gleichgültig beiseite. Man sieht sie mit Scheu als das bedeutende Bemühen ungewöhnlicher Menschen oder verachtet sie als überflüssiges Grübeln von Träumern. Man hält sie für eine Sache, die jedermann angeht und daher im Grunde einfach und verstehbar sein müsse, oder man hält sie für so schwierig, daß es hoffnungslos sei, sich mit ihr zu beschäftigen. Was unter dem Namen Philosophie auftritt, liefert in der Tat Beispiele für so entgegengesetzte Beurteilungen.
Für einen wissenschaftsgläubigen Menschen ist das Schlimmste, daß die Philosophie gar keine allgemeingültigen Ergebnisse hat, etwas, das man wissen und damit besitzen kann. Während die Wissenschaften auf ihren Gebieten zwingend gewisse und allgemein anerkannte Erkenntnisse gewonnen haben, hat dies die Philosophie trotz der Bemühungen der Jahrtausende nicht erreicht. Es ist nicht zu leugnen: in der Philosophie gibt es keine Einmütigkeit des endgültig erkannten. Was aus zwingenden Gründen von jedermann anerkannt wird, das ist damit eine wissenschaftliche Erkenntnis geworden, ist nicht mehr Philosophie, sondern bezieht sich auf ein besonderes Gebiet des Erkennbaren. (...)
Daß jede Gestalt der Philosophie, unterschieden von den Wissenschaften, der einmütigen Anerkennung aller entbehrt, das muß in der Natur ihrer Sache liegen. Die Art der in ihr zu gewinnenden Gewißheit ist nicht die wissenschaftliche, nämlich die gleiche für jeden Verstand, sondern ist eine Vergewisserung, bei deren Gelingen das ganze Wesen des Menschen mitspricht. Während wissenschaftliche Erkenntnisse auf je einzelne Gegenstände gehen, von denen zu wissen keineswegs für jedermann notwendig ist, handelt es sich in der Philosophie um das Ganze des Seins, das den Menschen angeht, um Wahrheit, die, wo sie aufleuchtet, tiefer ergreift als jede wissenschaftliche Erkenntnis."

[Karl Jaspers (1883-1969)]

 

"Das Ziel der Philosophie ist Erkenntnis. Die Erkenntnis, um die es ihr geht, ist die Art von Erkenntnis, die Einheit und System in die angesammelten Wissenschaften bringt, und die Art, die sich aus einer kritischen Überprüfung der Gründe für unsere Überzeugungen, Vorurteile und Meinungen ergibt."

[Bertrand Russel (1872-1970)]

 

"Die Philosophie ist ein Kampf gegen die Verhexung unsres Verstandes durch die Mittel unserer Sprache."

"Was ist dein Ziel in der Philosophie? – – Der Fliege den Ausweg aus dem Fliegenglas zeigen."

[Ludwig Wittgenstein (1889-1951)]

 

"Die wissenschaftliche Philosophie versucht auf Grund logischer Analyse zu Folgerungen zu kommen, die so präzis, so ausgearbeitet und so zuverlässig sind wie die Resultate der Wissenschaft unserer Zeit. Sie besteht darauf, daß die Frage nach der Wahrheit in der Philosophie im gleichen Sinn gestellt werden muß, wie in den Wissenschaften. Sie macht nicht den Anspruch darauf, die absolute Wahrheit zu besitzen, deren Existenz sie für die empirische Wahrheit bestreitet. Sofern sie sich auf den augenblicklichen Zustand unserer Erkenntnis bezieht und die Theorie dieser Erkenntnis entwickelt, ist die neue Philosophie selbst empirisch und mit empirischer Wahrheit zufrieden. Ebenso wie der Wissenschaftler kann der wissenschaftliche Philosoph nichts anderes tun als nach seinen besten Setzungen zu suchen. Das kann er aber tun, und zwar mit der Ausdauer, der Selbstkritik und der Bereitschaft für neue Versuche, die zu wissenschaftlicher Arbeit unumgänglich nötig ist. Wenn ein Irrtum berichtigt wird, sobald er als solcher erkannt wird, dann ist der Weg des Irrtums auch der Weg der Wahrheit."

[Hans Reichenbach (1891-1953)]

 

"Alle Menschen sind Philosophen. Auch wenn sie sich nicht bewußt sind, philosophische Probleme zu haben, so haben sie doch jedenfalls philosophische Vorurteile. Die meisten davon sind Theorien, die sie als selbstverständlich akzeptieren: sie haben sie aus ihrer geistigen Umwelt oder aus der Tradition übernommen.
Da nur wenige solcher Theorien uns ganz zu Bewußtsein kommen, sind sie Vorurteile; in dem Sinne, daß sie ohne kritische Prüfung vertreten werden, obwohl sie von großer Bedeutung für das praktische Handeln und für das ganze Leben der Menschen sein können.
Es ist eine Rechtfertigung der Existenz der professionellen oder akademischen Philosophie, daß es notwendig ist, diese weitverbreiteten und einflußreichen Theorien kritisch zu untersuchen und zu überprüfen.
Solche Theorien sind die Ausgangspunkte aller Wissenschaft und aller Philosophie. Sie sind unsichere Ausgangspunkte. Jede Philosophie muß mit den unsicheren und oft verderblichen Ansichten des unkritischen Alltagsverstandes anfangen. Ziel ist der aufgeklärte, kritische Alltagsverstand, die Errreichung eines Standpunktes, der der Wahrheit näher ist und der einen weniger schlimmen Einfluß auf das menschliche Leben hat."

[Karl Popper (1902-1994)]

 

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